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Basiswissen

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Geschichte

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I. Der Anfang – Dartmouth College
II. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts –
Der MBA im Schatten des Bachelors
III. Seit ca. 1950-60 – Der MBA erwächst aus seinem
Schattendasein
IV. 1960-70 – Sozialere Ausrichtung der MBA-Programme
V. 1970-80 – Explosives Wachstum des MBA trotz Rezession
VI. Seit 1980 – positive Entwicklung und Zukunftsprognose
für den MBA


I. Der Anfang – Dartmouth College

Das Dartmouth College in New Hampshire, USA hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts das erste Master Degree in Business angeboten: den „Master of Commercial Science“, der im Jahr 1902 erstmals an sieben Absolventen verliehenen wurde. Damit war das Programm aus der Taufe gehoben worden, das sich nach einem beispiellosen Siegeszug zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter dem Namen „Master of Business Administration“ (MBA) zu dem weltweit populärsten Graduate Degree entwickelt hat. In dem folgenden historischen Abriss werden die wesentlichen Stationen dieser Erfolgsgeschichte wiedergegeben - im Wesentlichen aus US-Perspektive.


II. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts –
Der MBA im Schatten des Bachelors

Anfang des 20. Jahrhunderts mehrten sich in den USA die Beschwerden über die Praxisferne des amerikanischen Bildungssystems. Es wurde befürchtet, dass die USA in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht gegenüber anderen Ländern, vor allem gegenüber Deutschland, zunehmend an Boden verlieren. Missmanagement, unterbelegte Colleges und nicht zuletzt das armselige Lehrangebot ließen Rufe laut werden nach einer praxisnahen Wirtschafstausbildung an den US-Universitäten. Nach dem Dartmouth College war Harvard University die zweite Universität, die den Forderungen an eine praxisbezogene und effektive Ausbildung für eine neue Management-Elite entsprach. Der Beginn einer neuen Ära des amerikanischen Ausbildungswesens wird gemeinhin mit dem seit 1908 angebotenen, praxisorientierten Lehrprogramm der Harvard Business School verbunden, in deren Rahmen auch ein Master Degree in Commerce erworben werden konnte.

Ab 1910 wurden zahlreiche weitere Master-Programme an Business Schools in den USA, aber auch vor allem in England, eingerichtet. In den USA wurden 1920 ca. 110 Master Degrees in Business angeboten. Die Master-Programme nahmen nur einen sehr kleinen Teil, etwa sechs Prozent, der Wirtschafsausbildung ein. Bis zum Jahr 1950 erhöhte sich die Anzahl der allein in den USA angebotenen Master Degrees in Business auf immerhin fast 4500. Noch rasanter hatten sich in diesem Zeitraum allerdings die Bachelor Degrees vermehrt, so dass die Master in Business nach wie vor nur einen vergleichsweise bescheidenen Anteil an der Gesamtausbildung einnahmen. Unter der universitären Business Education wurde deshalb gemeinhin nur der erste universitäre Abschluss (in den USA: "Undergraduate Degree") verstanden.


III. Seit ca. 1950-60 – Der MBA erwächst aus seinem
Schattendasein

Zunächst noch überwiegend als unbedeutender Zusatzerwerb zum Bachelor Degree gehandelt, ist der MBA endgültig seit ungefähr 1950 in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Bis dahin boten die meisten MBA-Programme lediglich die Möglichkeit, nach einem Business Degree noch eine gewisse Spezialisierung zu erhalten, beziehungsweise zu vertiefen. Ab 1950 wurde das Kursangebot der MBA-Programme erheblich erweitert, und - noch bedeutender - es wurden für alle Teilnehmer verbindliche Pflichtkurse eingeführt, vor allem Buchführung, Management, Finanzierung und Marketing.

Abgesehen davon verschob sich der Schwerpunkt der Management-Ausbildung weg von den eher technischen Fertigkeiten hin zum Faktor Mensch (optimale Produktionsbedingungen, richtiger Einsatz personeller Ressourcen, Motivation): Fertigkeiten, deren Vermittlung vor allem die MBA-Programme versprachen. Aus diesen Gründen erhielten die MBA-Programme zunehmend mehr Anerkennung und Zulauf. Ende der 50er-Jahre wurden 5600 Master Degrees in Business angeboten, und der MBA nahm bereits 15 Prozent der universitären Business-Ausbildung ein.


IV. 1960-70– Sozialere Ausrichtung der MBA-Programme

Zu Anfang der Rezession in den 70er-Jahren veröffentlichten namhafte Wirtschaftsmagazine und Zeitungen wie das Wall Street Journal einen regelrechten Abgesang auf die MBA-Programme: im Rahmen einer düsteren Zukunftsprognose für die amerikanische Wirtschaft wurden weniger Studenten für die Business Schools und weniger Jobs für MBA-Absolventen vorausgesagt.

Das Gegenteil trat ein: Überraschenderweise erlebten die MBA-Programme in den 70er-Jahren ein explosiveres Wachstum als je zuvor. Viermal mehr MBAs als in den 60ern wurden in dieser Zeit verliehen, mehr als 20 Mal so viele wie in den 40er-Jahren, in denen der MBA noch ein Schattendasein neben dem Bachelor Degree pflegte. Auch die Anzahl der neu angebotenen MBA-Programme stieg in den 70ern überdurchschnittlich an: Ende der 70er wurde durchschnittlich alle zehn Tage ein neues MBA-Programm freigegeben.

Der Grund für diesen enormen Erfolg des MBA lag darin, dass Amerika Anfang der 70er-Jahre schneller als erwartet der Antikriegsstimmung wieder überdrüssig wurde. Die Business Schools erlangten ihre Popularität zurück, was auch den MBA-Programmen höhere Zuwachsraten einbrachte. Weiteren Zulauf erhielten die Business Schools von Studenten anderer Fachrichtungen, deren Arbeitsmarktperspektiven sich verschlechtert hatten: Rechtswissenschaften, Philosophie, Geschichte, Englisch.

Noch ausschlaggebender war der enorme Ansturm von Studentinnen auf die MBA-Programme, der sich erst in den 70er-Jahren voll entfaltete. In den 70er-Jahren strömten auch mehr Angehörige von Minderheiten und internationale Studenten an die US-Business-Schools.

Bemüht, angesichts der Fülle der MBA-Angebote ein eigenes Profil zu wahren, warteten die Business Schools in den 70er-Jahren zudem mit vielen Innovationen im Lehrangebot und den Lehrmethoden auf. Nur um ein Beispiel zu nennen: An der Southern Methodist University konnten die Marketing Studenten des MBA-Programms erstmals ein echtes Unternehmen führen. Das soziale Prestige des MBA nahm erheblich zu, gleichermaßen wie das Interesse der Medien am MBA. Bezeichnend ist, dass die durchschnittlichen Gehälter der MBA-Absolventen selbst in den Zeiten der Rezession jährlich deutlich angehoben und ständig neue MBA-Absolventen eingestellt wurden.


VI. Seit 1980 – positive Entwicklung und Zukunftsprognose
für den MBA

Anfang der 80er-Jahre wurde angesichts dieses Booms befürchtet, dass der Markt in den 80ern die Anzahl der MBA-Absolventen nicht würde aufnehmen können. Eine Welle der Kritik brach herein über die MBA-Programme, die angebliche Arroganz und den Materialismus ihrer Absolventen und deren Unfähigkeit, sich mit altgedienten Mitarbeitern zu arrangieren. Die Kritik entfachte eine öffentliche Diskussion und initiierte entsprechende Untersuchungen durch "Research Institutes" und Universitäten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Kritik war allenfalls vereinzelt berechtigt. Die meisten Absolventen der MBA-Programme verfügten statt dessen über sehr gute Soft Skills und besaßen das Rüstzeug für einen vielversprechenden, kooperativen Führungsstil.

Im Anschluss an diese Studien setzte sich der Siegeszug des MBA während der 80er-Jahre ungebremst fort. Lediglich Ende der 80er-Jahre gab es eine vorübergehende Unsicherheit um die MBA-Programme, die geringere Zulaufzahlen bekamen wegen der Befürchtung vieler Absolventen, es gäbe nicht genug Arbeitsplätze für alle MBAs.

Die Business Schools antworteten mit erneuten Veränderungen in Ihren Programmen, die Ihnen das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückbrachten. Vor allem in den letzten zehn Jahren des 20. Jahrhunderts gab es wegweisende Veränderungen in der grundsätzlichen Ausrichtung der MBA-Programme. Die Business Schools sahen sich bis dahin dem Vorwurf ausgesetzt, die Ausbildung fast ausschließlich auf die Fachkompetenz zu konzentrieren. Das hat sich fundamental geändert: Fast alle Programme schauen mittlerweile über den fachlichen Tellerrand hinaus und betrachten das wirtschaftliche Handeln eingebettet in ökonomische, soziale und politische Rahmenbedingungen. Neue Ausbildungsschwerpunkte sind zudem: Führungs- und Verhandlungstechniken, Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten.

Letztlich ist es diese Innovationsbereitschaft und die Flexibilität der MBA-Programme, die zumindest seit den 50er-Jahren bis heute ihren enormen Erfolg garantiert haben. Der Boom ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts ungebrochen. Der MBA setzt sich weltweit immer mehr als der Abschluss für das Top Management verschiedenster Bereiche durch. Auch in Deutschland wird diese Bedeutung des MBA zunehmend erkannt.

Der Trend ist eindeutig: Die Bedeutung und die Wertschätzung des MBA wird angesichts der Internationalisierung der Wirtschaftswelt im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte in Deutschland einen anhaltenden Aufschwung erleben. Immer mehr Jungmanager mit internationalem Hintergrund, die einen MBA haben oder mit der Bedeutung des Degrees vertraut sind, werden in die Chefetagen drängen und den MBA in Deutschland so bekannt und begehrt machen wie in den USA. Das MBA Degree kann ohne Untertreibung als das erfolgreichste und vielversprechendste Graduate Degree bezeichnet werden.