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6. Vorteile und Eigenarten des europäischen MBA

In Europa wird keinesfalls unreflektiert das amerikanische Modell der MBA-Ausbildung übernommen. Statt dessen kann man von einer eigenen, europäischen Variante der MBA-Ausbildung sprechen, trotz aller Programmvielfalt.

Das europäische Modell hat vor allem die folgenden Besonderheiten und Vorteile:

a. Geringeres Angebot
b. Gründung unter der Beteiligung von Wirtschaftsunternehmen
c. Kleinere Institute
d. Internationalität
e. Viele Programmoptionen
f. Multi-Center-Programme
g. Kürzere Ausbildung

a. Geringeres Angebot

In Europa gibt es weit weniger MBA-Programme als in den USA. Im Jahr 2001 gab es ungefähr 200 europäische Angebote - die meisten davon in Großbritannien. Frankreich, Spanien und die Niederlande tun sich ebenfalls hervor auf dem MBA Markt. Auch Deutschland macht sich mittlerweile bemerkbar. Viele der vorhandenen Programme können sich durchaus sehen lassen. MBA-Anbieter wie INSEAD, die London Business School und einige andere kann man sicherlich schon zur Weltspitze zählen.

b. Gründung unter der Beteiligung von Wirtschaftsunternehmen

In den USA wird der MBA in aller Regel durch die Business Schools der Universitäten angeboten, vergleichbar dem deutschen Modell, wo das MBA-Programm meistens von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät einer Universität eingerichtet wird. Anders im übrigen Europa: Dort ist die MBA-Ausbildung oftmals gerade nicht an eine Fachhochschule oder Universität angeschlossen, sondern sie wird durch private Institute bereitgestellt, die auf Initiative von Wirtschaftsunternehmen hin gegründet werden. Das garantiert einen hervorragenden Praxisbezug der Programme und gute Beziehungen zu potentiellen Arbeitgebern. Renommierte Beispiele für dieses Konzept sind etwa INSEAD und IMD.

Auch in Deutschland gibt es Programme dieser Prägung: Das jüngste Projekt von Unternehmen, ein Top Business School in Deutschland aufzuziehen, ist die European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin. Dieses Programm steckt noch in den Kinderschuhen und soll hier keinesfalls bereits als zukünftiges Eliteprogramm gefeiert werden.

Die Zielsetzungen und Absichtserklärungen der Gründer liefern unseres Erachtens aber ein gutes Beispiel dafür, welche Vorteile man sich von der Gründung von Eliteuniversitäten durch Wirtschaftsinitiativen in Europa verspricht. Die Gründung der EMST soll ein Beitrag der deutschen Wirtschaft dazu werden, in Deutschland eine Eliteschule für hochqualifizierte Management-Nachwuchskräfte zu etablieren. Die Schule soll von einer Stiftung getragen werden, die voraussichtlich von Unternehmen wie der Deutschen Bank, E.ON, DaimlerChrysler und der Allianz finanziert wird. Es soll eine erstklassige Business School geschaffen werden, die es nach Aussage ihrer Gründer auf diesem Niveau in Deutschland bisher nicht gebe. Ein solches Angebot werde in Deutschland für dringend nötig erachtet, um Jungtalente davon abzuhalten, eine Spitzenausbildung im Ausland zu absolvieren und anschließend dort zu bleiben; damit gingen sie dem deutschen Arbeitsmarkt möglicherweise für lange Zeit oder immer verloren. Zur Ergänzung zitieren wir einige Auszüge aus Artikeln der Süddeutschen Zeitung vom 6. und 8. Mai 2002, die den Hintergrund der Gründung der EMTS beleuchten:

„... Träger der Wirtschaftsschule wird eine Stiftung, die mehrere Unternehmen mit einem Gründungskapital von mindestens 100 Millionen Euro ausstatten wollen. Die Hertie-Stiftung finanziert zudem mit 25 Millionen Euro ein Institut für Europäische Integration. Jährlich sollten insgesamt rund 4000 Führungskräfte unter 40 Jahren verschiedene Studiengänge, Management-Kurse oder Fachtagungen besuchen, sagte Cromme. Ein Schwerpunkt der englischsprachigen Schule, die eine Außenstelle in München haben wird, sei die Analyse von Marktchancen neuer Technologien. (sueddeutsche.de/dpa)“

„...Die Berliner Schule soll sich ohne öffentliche Mittel durch ein Stiftungskapital von 100 Millionen Euro, Studiengebühren und eigene Einnahmen finanzieren...“

„...Die private Hochschule bietet nach einer Aufbauphase ab 2004 Studiengänge für Führungskräfte an. Sie müssen bereits über einen Hochschulabschluss im Bereich Wirtschaft, Jura, Medizin oder Ingenieurwissenschaften verfügen und Berufserfahrungen vorweisen...

„... 4000 Führungskräfte sollen die neue Berliner Hochschule nach einer Anlaufphase pro Jahr besuchen. Voraussetzung ist eine Aufnahmeprüfung, die Unterrichtssprache ist Englisch.“

„...Die neue Elite-Hochschule der deutschen Wirtschaft wird im Herzen Berlins in das ehemalige DDR-Staatsratsgebäude einziehen. Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit einigten sich in einem Gespräch am Dienstagabend, teilte Senatssprecher Michael Donnermeyer mit... Zweiter Standort der Eliteschule wird München sein...“

c. Kleinere Institute

Die meisten europäischen MBA-Anbieter erreichen nicht die Größe der US-Business-Schools. Dementsprechend stehen
weniger Gelder für Forschung zur Verfügung, und es werden weniger Wahlfächer angeboten.

d. Internationalität

Die MBA-Programme in Europa haben im Schnitt eine deutlich internationalere Ausrichtung als in den USA. Fast drei Viertel ausländische Studenten sind in europäischen Programmen keine Seltenheit. Laut Birgit Giesen vom Staufenbiel Institut hatte das IMD in Lausanne im Jahr 2001 gerade mal fünf Schweizer im Programm, und in den Hörsälen der London Business School sitzen Studenten aus 54 Ländern. Zudem kommen mehr als 60% der Dozenten europäischer MBA-Programme aus dem Ausland. Trotz dieser internationalen Ausrichtung muss man sich aber über eines im Klaren sein: So wie die US-Programme sich sehr stark mit dem Wirtschafstraum USA beschäftigen, sind die europäischen Programme in erster Linie auf den europäischen Wirtschaftsraum und den europäischen Managementstil ausgerichtet.

e. Viele Programmoptionen

In Europa gibt es eine erfreuliche Vielfalt an Programm- Varianten: die Spannweite reicht von Neun-Monats-Programmen bis hin zu Teilzeit-MBAs für Berufstätige, die sich über mehr als fünf Jahre erstrecken können.

Es zeichnet sich allerdings ab, dass die USA diesen Trend nachvollziehen. Dazu Birgit Giesen, die Geschäftsführerin des Staufenbiel Instituts auf dem Expertenforum: „MBA Gate 2002“ im November 2001 in Frankfurt:

„Für die Neuauflage des von uns herausgegebenen Buches "Das MBA-Studium" befragen wir alle zwei Jahre ungefähr 80 Business Schools in den USA und in Europa. Wir wollen dadurch feststellen, worin die größten Unterschiede gegenüber der Periode zwei Jahre vorher bestehen. Ich meine, dass auf der einen Seite Programmstrukturen zunehmend heterogen werden. Man hatte früher eher das klassische Zwei-Jahresprogramm angeboten; lediglich in Europa war das Angebot immer schon etwas vielfältiger. Diese festen Strukturen sind mittlerweile aufgebrochen. Die berufsbegleitenden Programme, die zwangsläufig flexibler und individueller sind, haben stark zugenommen. Dadurch gibt es sehr vielfältige Angebotsformen, einschließlich Wochenendendkursen, Blockunterricht innerhalb der Woche, einen Monat Tätigkeit im Unternehmen - anschließend wieder einen Monat in der Business School und so weiter; es gibt mittlerweile die vielfältigsten Variationen von MBA-Programmen.“

f. Multi-Center-Programme

Vor allem in Europa haben auch die sog. Multi-Center-MBA-Programme Konjunktur. Das sind MBA-Programme, die gemeinsam von mehreren Partner-Universitäten (beziehungsweise privaten MBA-Anbietern) aus verschiedenen, europäischen Ländern eingerichtet werden. Die Teilnehmer studieren an mehreren, europäischen Standorten. Vor allem die Universitäten von Strathclyde und Cranfield sind auf britischer Seite an solchen Partnerschaften beteiligt. Diese und andere Programme werden teilweise auch bilingual angeboten, etwa in englischer und französischer oder spanischer Sprache.

g. Kürzere Ausbildung

In Europa sind die Programme grundsätzlich kürzer. Fast alle europäischen MBA-Veranstalter bieten Ein-Jahres- beziehungsweise Neun-Monats-Programme an, während ein amerikanisches Vollzeit-MBA-Programm in der Regel zwei Jahre dauert (einige Ausnahmen gibt es bereits). Das macht auch Sinn: Die europäischen Studenten haben im Schnitt mehr Berufserfahrung und sind älter, weshalb viele von ihnen nicht noch einmal zwei Jahre studieren möchten.

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